TAG DER TÜRKISCHEN WIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND 2013

Am 17. September 2013 fand im Congress Center Düsseldorf (CCD) der von Seiten des Verbandes der türkischen Unternehmer und Industrieller in Europa, ATIAD e.V., durchgeführte Tag der Türkischen Wirtschaft in Deutschland nunmehr zum vierten Mal statt.

Die diesjährige Wirtschaftstagung stand unter dem Motto Mut zum Wechsel: Übernehmen, Weiterführen, Gewinnen! Es nahmen rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik teil. Die deutschen und türkischen Unternehmerinnen und Unternehmer, Expertinnen und Experten sowie Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft nutzten die Plattform für Informations- und Erfahrungsaustausch.

Den Auftakt der Veranstaltung gab der ATIAD-Vorstandsvorsitzender Prof. Recep Keskin. In seiner Eröffnungsrede ging er auf die unterschiedlichen Aspekte der Unternehmensnachfolge ein, die unter anderem ein Schwerpunktthema der diesjährigen Tagung war. Herr Prof. Recep Keskin nutze die Gelegenheit, fünf Tage vor den Bundestagswahlen, auf die wichtigen politischen Belange der türkischstämmigen Bevölkerungsgruppe in Deutschland aufmerksam zu machen. Er führte die Forderungen der türkischen Gemeinde in Deutschland aus wie etwa die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft. Er legte dar, dass laut Parteiprogramm sich die Mehrheit der Parteien in der Bejahung der doppelten Staatsbürgerschaft einig ist und Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft ein wichtiger Schritt für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland darstellt. Ein weiterer Punkt ist die Abschaffung der Visumpflicht, zu dem er sich folgendermaßen äußerte: „Ich spreche sicherlich im Namen aller türkischen Unternehmer, dass es nicht nachvollziehbar ist, trotz dieser erfolgreichen wechselseitigen Wirtschaftsentwicklungen das nur einseitig bestehende Visumsprocedere immer noch besteht. Die negativen Auswirkungen tragen nicht nur die türkischen Unternehmen. Werden die Regelungen nicht gelockert, werden die Reiseeinschränkungen auch Deutschland wirtschaftlich schaden. Immerhin ist Deutschland der größte Handelspartner der Türkei.“  Er machte auf die Wichtigkeit der Ankurbelung des Beitrittsprozesses der Türkei in die Europäische Union Aufmerksam: „Gerade jetzt in unruhigen Zeiten helfen keine mahnenden Zeigefinger, sondern vor allem deutliche Signale, die die Demokratisierungsprozesse in der Türkei antreiben. Eine klare Positionierung hierfür ist die Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU.“ Eine weitere Forderung stellt die Verbesserung der  Bildungschancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund dar: „Die Verbesserung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund ist eine wichtige politische Herausforderung. Alle bisher veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigen, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund innerhalb des deutschen Schul- und Ausbildungssystems am stärksten benachteiligt sind. Trotz gleicher Leistungen werden sie am Übergang von der Grundschule in eine weiterführende Schule deutlich seltener für die Realschule oder für das Gymnasium empfohlen, nur jeder Zehnte von ihnen erreicht eine Hochschulreife. Ca. 20% der Jugendlichen aus Migrantenfamilien bleiben ohne Zugang auf einen Ausbildungsplatz.“  Ebenso verhält es sich mit der Interkulturellen Öffnung und Förderung von Vielfalt: „Die wichtigen Aspekte „Vielfalt“ und „interkulturelle Öffnung“ sind zwar konzeptionell vorhanden und werden politisch gerne aufgeführt, allerdings wird dies in der Praxis nur ungenügend erkannt und umgesetzt. Gleiche Chancen für Migranten als Unternehmer: Wir haben „die Chancengleichheit für Migranten als Unternehmer“ jüngst beim 6. Integrationsgipfels, unter dem Vorsitz von Bundeskanzlerin Angela Merkel, diskutiert und zum Ausdruck gebracht. Migranten als Unternehmer unterliegen nicht nur den allgemein bekannten Vorurteilen sondern werden auch strukturell benachteiligt. Untersuchungen zufolge werden Kreditanträge von migrantischen Gründern häufiger abgelehnt oder verkürzt als bei deutschen Antragsstellern mit vergleichbaren Voraussetzungen.”

Im Anschluss daran gab der  Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen, Garrelt Duin, in seiner Begrüßungsansprache seine frisch gewonnenen  Eindrücke, die er in diesem Monat  im Rahmen einer Wirtschaftsdelegationsreise aus der Türkei gewonnenen hatte. Er führte aus, welche Chancen die deutsch-türkischen wirtschaftlichen Beziehungen haben. Er ging ferner auf das Schwerpunktthema der Veranstaltung, die Unternehmensnachfolge, ein und verdeutlichte das große Potential, das vor allem bei migrantischen Unternehmerinnen und Unternehmern vorhanden ist.

Herr Hüseyin Avni Karslıoğlu, der türkische Botschafter in Berlin, ging in seiner Rede auf das türkische Unternehmertum in Deutschland und dessen Beitrag zu den deutsch-türkischen Handelsbeziehungen ein. Er führte aus,  welchen positiven Einfluss das Unternehmertum auf die Integration der in Deutschland lebenden Türken ausübt.

Frank-Walter Steinmeier, ehemaliger Außenminister und Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion,  war Keynote-Speaker der Veranstaltung und analysierte in seiner Rede die aktuelle politische Situation in der Türkei und ihre Auswirkungen auf die deutsch-türkischen Beziehungen sowie auf die EU-Perspektive der Türkei. In seinem Vortrag ging Steinmeier auch auf die aktuellen Bundestagswahlen ein und führte aus, welche politischen Forderungen der türkischstämmigen Bevölkerung von seiner Partei getragen werden.

Auch in diesem Jahr ehrte der Tag der Türkischen Wirtschaft in Deutschland Personen, die erfolgreich an den von ATIAD durchgeführten Projekten İŞTE BİLGİ, FIBA und FIBO teilgenommen haben. Existenzgründer/inne/n, Ehrenamtlichen Berufseinstiegsberater/inne/n und Jugendlichen, die erfolgreich in eine Ausbildung gestartet sind oder erfolgreich an Maßnahmen zur Berufswahlorientierung teilgenommen haben, wurde eine Auszeichnung überreicht. Die Auszeichnungen wurden übergeben von Alattin Temür, dem türkischen Generalkonsul in Düsseldorf, Kemal Şahin, dem Vorstandsvorsitzenden der Şahinler Holding und Beiratsvorsitzender von ATIAD, Mustafa Baklan, CEO Baktat Group und Stellvertretender ATIAD-Vorstandsvorsitzenden und Roland Matzdorf vom Ministerium für Arbeit Integration und Soziales sowie Müfit Tarhan, CEO Humintech GmbH und ATIAD-Vorstandsmitglied.

Einen Schwerpunkt des IV. Tages der türkischen Wirtschaft in Deutschland bildete  das Thema Unternehmensnachfolge. Experten erörterten in einem speziell zu diesem Thema ausgerichteten Forum wichtige Aspekte der Unternehmensnachfolge, die von ihren  gesetzlichen Bestimmungen bis hin zu ihren Finanzierungsmöglichkeiten reichten.  Als Experten eingeladen waren Mathias Härchen, Assessor jur., stellv. Geschäftsführer der IHK Köln, Leiter Unternehmensförderung, Hubert Kersting, Dipl.-Volkswirt, Unternehmensberater der Handwerkskammer Düsseldorf, Ingo Trawinski, Dipl. Spk-Betriebswirt, Betriebsberater der Wirtschaftsförderung für den Kreis Borke,  Simon Sdahl, Leiter der Förderberatung Rheinland der NRW.BANK, Hans-Peter Beyer, Referent für Unternehmensnachfolge im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen und Eckard von Schwerin, Referent im Vertrieb der KfW und Prokurist.

Ein weiteres Schwerpunktthema der diesjährigen Tagung wurde im anschließenden 2. Forum unter dem Titel „Investitionsland Türkei“ behandelt. Hier stand insbesondere die Abfall- und Ent¬sorgungswirtschaft in der Türkei im Fokus. Es  nahmen Vertreter türki¬scher Städte und Kommunen aus den Regionen Antalya, Giresun, Kayseri, Kocaeli, Sakarya, Samsun und Uşak teil. Almut Schmitz, Geschäftsführerin der NRW.International GmbH,  führte mit ihrer Rede in das Thema der Abfall- und Entsorgungswirtschaft ein. Kerim Aksu, der Oberbürgermeister der Stadt Giresun und Emel Tüfekçi, Leiterin der Abwasserentsorgungsbehörde der Großstadt Samsun, gaben in ihren Ausführungen anhand von regionalen Beispielen Einblicke in die Abwasser- und Entsorgungswirtschaft der Türkei, die sich im Umbruch befindet.

In dem Abschlussplenum diskutierten und berichteten junge Unternehmer und Führungskräfte türkischer Herkunft aus verschiedenen Branchen über ihre Erfahrungen. Sie erzählten von Schwierigkeiten, denen sie persönlich begegnet sind und gaben wichtige Tipps, die man beachten sollte. Es gab ein reges Mitwirken der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ebenso verhielt sich dies bei den Abschlussworten von Armin Laschet, Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen und Stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschland, der fünf Tage vor den Bundestagswahlen in seiner Ansprache auch auf die aktuellen politischen Forderungen der türkischstämmigen Bevölkerung wie etwa die Doppelstaatsangehörigkeit oder die EU-Mitgliedschaft einging.

ATIAD realisierte die Veranstaltung mit der Unterstützung deutscher und türkischer Sponsoren – wie KfW Bankengruppe, Turkish Airlines und Düsseldorf Airport, Demir Halk Bank sowie vieler namhafter Medien- und Kooperationspartner aus Wirtschaft und Gesellschaft.

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